Zeichnungen sind der Beginn

Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, will also schnell Ergebnisse sehen, was nicht immer mit dem Ziel eines Modellbauers einher geht.

Deshalb fertigte ich vor dem Bau nicht komplette Bauzeichnungen an, sondern zeichnete immer gerade so, wie es der Baufortschritt braucht. Das erfordert einiges Einfühlungsvermögen in die Materie, doch ich habe es persönlich nicht bereut. Wer sich mit den handelsüblichen Plänen begnügt, der hat es natürlich einfacher, doch meinen Vorstellungen entsprachen sie nicht. So habe ich immer wieder Fotos verglichen und auf die Pläne geschaut.

Wer das nötige Kleingeld besitzt, der kann sich ja heute auch Kopien der Original-Baupläne bei Harland & Wolff kaufen und braucht selbst gar nicht zu zeichnen. Tom McCluskie, ehemaliger Mitarbeiter der Belfaster Werft, hat kürzlich auch ein Buch herausgebracht, in dem viele Pläne, Ansichten und Fotos veröffentlicht sind ("Die TITANIC im Detail", ISBN 3-8289-5335-2). Bei mir landen übrigens immer wieder Anfragen nach Plänen zur Titanic. Die muss ich immer negativ beantworten, kann aber heute auf einen guten Plan verweisen, den Sie unter www.titanic-plan.de finden können. Er ist von Robert Hahn CAD-gezeichnet und stellt auch die kleinen Details hervorragend da. Wer so ein Modell in Angriff nimmt, der sollte auch den Preis für diesen guten Plan ausgeben.

Ich empfehle zudem, noch ein reiches Literaturangebot zurecht zu legen, um immer wieder bei Originalfotos nachschauen zu können.


Spantenriss selbst herstellen

Zunächst kopierte ich die im Shipbuilder-Nachdruck befindlichen Pläne auf ein größeres Format, so dass alle Linien gut zu sehen sind. Wer die Technik besitzt oder wem sie zugänglich ist, der kann das natürlich gleich auf den entsprechenden Maßstab bringen. Leider bieten die Pläne keine Spantenrisse an und die sonst im Handel erhältlichen Pläne überzeugten mich durch recht fehlerhafte Darstellung keinesfalls (den Plan von Robert Hahn gab es damals noch nicht).

Also musste aus dem vorhandenen Material ein Spantenriss angefertigt werden. Das ist gar nicht so schwer, verlangt aber etwas Geduld. Zunächst zeichnet man sich auf den Draufsichten der einzelnen Decks von einem Bezugspunkt aus (muss bei allen Decks der Gleiche sein) senkrecht Linien ein.

Mit 15 bis 20 Linien (später Spanten) kommt man ganz gut hin. Im Heck- und Bugbereich sollten allerdings kleinere Abstände gewählt werden, da hier die Krümmungen größer sind. Dann nimmt man sich am Besten ein Stück Millimeterpapier und zeichnet am linken Rand eine senkrechte Linie. Das ist die Symmetrieachse des späteren Spants. Auf dieser Linie zeichnet man die Abstände der einzelnen Decks voneinander auf, die leicht aus der Seitenansicht des Schiffes zu entnehmen sind und in vielen Plänen dargestellt sind. Genau an diesen Punkten werden dann waagerechte Linien auf das Millimeterpapier gebracht. Das geht noch ganz leicht.

Jetzt kommt eine mühselige Arbeit - das Übertragen der einzelnen Punkte jedes einzelnen Spants. Hier messen wir natürlich nur von der Außenhaut bis zur Mittellinie des Schiffes. Genaues Messen ist hier angesagt! Man muss sich außerdem vorher im Klaren darüber sein, bis zu welchem Deck man die Spanten zieht. Bei meinem Modell gehen sie bis zum Ende des B-Decks.

 

Also sind an Linie 1 mehrere Punkte für die einzelnen Decks abzumessen und auf das Millimeterpapier zu übertragen. Jeder muss nun für sich entscheiden, ob er bei Spant 2 mit einem neuen Blatt anfängt oder mehrere Spanten auf ein Blatt bringt. Ich habe gleich zehn Spanten auf ein Blatt gezeichnet.

Zunächst bestehen die Spantenrisse ja nur aus Punkten, die es jetzt zu verbinden gilt. Das sollte nicht mit einem Lineal passieren, weil der Rumpf sonst eckige Außenkonturen hätte, sondern mit einem Kurvenlineal, wie es in Schreibwarengeschäften erhältlich sind. Auch hier sind einiges Geschick und Vorstellungskraft gefragt. Zum Glück sind die Spanten mittschiffs alle gleich, so dass man hier einige Arbeit spart. Man sollte aber immer wieder nachmessen, wo sich etwas ändert. Selbst bei den Spanten in der Mitte der Schiffes sind später noch Änderungen notwendig, denn hier müssen noch die Aussparungen für die Schlingerkiele eingesetzt werden.

 

Man sollte auch darauf achten, bei welchen der oberen Decks sichtbare Promenaden oder Zugänge ausgespart werden müssen (vor allem im hinteren Bereich des C-Decks und im vorderen Bereich des B-Decks). Bedacht werden muss auch, dass die Welldecks tiefer liegen und ja noch mit einem Belag versehen werden müssen. Nun brennt es langsam unter den Nägeln, denn man will ja endlich beginnen. Bevor die Spantenrisse dann auf Holz übertragen werden können, muss man sich im Klaren darüber sein, wie stark die Außenhaut des Modells sein wird, denn diese Stärke muss schließlich an jedem Spant abgetragen werden. Bei mir sind es fünf Millimeter. Nun kann es an das Aussägen gehen. Jeder Spant sollte dabei nicht als Vollspant hergestellt werden, sondern innen hohl sein. Das verringert das Gewicht und lässt Spielraum für die Einbauten. Wer ausgerechnet mit dem Nachbau der Titanic Neuland betritt, der sollte sich auch entsprechende Modellbauliteratur zulegen.

Weiter mit dem Baubericht: Der Rumpf