Ab Mitte 2014 ging es an den Bordkran. Da dies ein Modell für sich ist und zu erwarten war, dass mehrere Wochen Arbeit vor mir stehen, versah ich den bis dahin fertigen Schiffskörper mit den Aufbauten mit einer dünnen Staubschutzfolie, denn der Staub ist letztlich der größte Feind des Modellbauers.
Der Arbeitskran der ARKONA hat einen 22-Meter-Ausleger und er ist in der Lage, bis zu 125 KN zu heben. Wichtigstes Einsatzgebiet ist das Heben und Setzen von Seezeichen und Betonnung jeglicher Art.
Wie bei jeden neu zu errichtenden Teil studierte ich den Kran zunächst anhand der mir vorliegenden Fotos und Zeichnungen. Da kann schon die erste Frage auf: aus welchem Material baust du den Rumpf des Kranes? Das Problem bestand darin, dass der Rumpf zwar die Form eines Kreiszylinders hat, die man auf verschiedene Art und Weise nachbauen kann. Das Knifflige daran ist jedoch, dass der Kranausleger an einer sehr dünnen Halterung hängt, welche aus dem Rumpf hervorgeht.
Zunächst wollte ich ein fertiges Rohr aus Kunststoff nehmen, doch es war zu dickwandig. Dann überlegte ich, ob ich den Rumpf aus Spanten mit einer Balsaummantelung bauen sollte und darum eine dünne ABS-Ummantelung kleben sollte, die gleich die Auslegeraufhängung darstellte. Hier wäre aber sicher die Naht zu sehen, an der der Kunststoff zusammentrifft…
Der findige Modellbauer sucht jedoch nicht in einschlägigen Modellbauläden nach seinem (Teile)Glück, sondern kennt viel bessere Anbieter: Anglerbedarfsläden, Baumärkte, Haushaltswarenabteilungen, beim Nähbedarf, in den Modeschmuckaufstellern usw.
Ich wurde im Badezimmer bei uns zu Hause fündig. Die Dose mit dem Haarspray meiner Frau hatte exakt den richtigen Durchmesser und wäre ein perfektes Kranunterteil, doch die Dose war noch fast voll.
Einfach so leersprühen wollte ich sie nicht, also wartete ich geduldig ab, bis sie annähernd leer war, nicht ohne meiner Frau zuvor zu sagen, dass ich die Dose unbedingt benötige. Helfen konnte ich ihr ja leider nicht bei meiner dünnen Haarpracht...
Nicht auszudenken, wenn sie im Gelben Sack gelandet wäre(Bild 18)!
Der Rest am Kran war reine Fleißarbeit. Den Ausleger fertigte ich wieder mit einem Balsaholzkern, der mit 0,5 mm ABS verkleidet wurde. Sehr viele Kleinteile kamen zusammen, um auch wirklich fast alles am Kran darzustellen. Vor allem die vielen Hydraulikleitungen und –abzweige, die Arbeitsplattformen mit ihren Handläufen erforderten Präzision. Am gesamten Kran baute ich allein drei Monate. Es machte aber auch viel Spaß und mit dem Ergebnis bin ich zufrieden (Bild 19).
Da ich auch hier auf einen reichen Bilderfundus zurückgreifen konnte, waren auch die kleinen Details gut sichtbar. Allerdings hatte ich bei meinem Besuch vergessen, die Inneneinrichtung der Krankabine zu fotografieren. Ein Anruf an Bord genügte allerdings und ich erhielt einige Tagen später ein halbes Dutzend Fotos, die mir ausreichten. Für die Beschriftung des Bordkranes, wie übrigens auch des restlichen Schiffes wurden Folienbuchstaben angefertigt und dort, wo es aufgrund der Größe nicht anders ging, ließ ich mir Decals (Wasserschiebebilder) bei www.druckeronkel.de nach meinen zuvor in Corel Draw angefertigten Vorlagen drucken. Damit sind selbst kleinste Motive und Schriften darstellbar.
Nachdem der Kran fertiggestellt war, verpackte ich ihn staubdicht in einem extra Karton und stellte ihn zur Seite, denn nun ging es weiter mit den Aufbauten an Bord.